In der letzten Zeit melden sich immer mehr Patienten mit Bauchbeschwerden ohne irgendwelche körperliche diagnostische Veraenderungen. Das Reizdarmsyndrom (RDS) (englisch IBS) zählt zu den häufigsten gastroenterologischen Krankheitsbildern heutzutage, und ist charakterisiert durch Bauchschmerzen oder Beschwerden, veränderte Stuhlfrequenz und –konsistenz (Durchfaelle, aber manchmal auch Verstopfungen) und Blähungen. Zwischen den verschiedenen Fachdisziplinen, die Patienten mit RDS sehen und behandeln (Hausärzte, Gastroenterologen, Psychosomatiker, Komplementärmediziner) besteht bislang keine Einigkeit über die klinische Definition.
Symptomen
Oft treten gleichzeitig folgende Beschwerden auf, die nicht mit dem Verdauungstrakt zusammenhängen: Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Rückenschmerzen, Beschwerden im Genitalbereich, Kloßgefühl im Hals, Erschöpfung, Herzrasen oder Herzstolpern, Schweißausbrüche, Erröten, Unruhe, Angst, Depressionen, Anspannung, Niedergeschlagenheit, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen.
Man unterscheidet 4 verschiedene Formen des Reizdarmsyndroms:
– Durchfalldominante Form: Durchfälle werden als Hauptbeschwerden angegeben, selten Bauchschmerzen.
– Verstopfungsdominante Form: Verstopfung und Bauchschmerzen werden als Hauptbeschwerden angegeben.
– Schmerzdominante Form: Bauchschmerzen werden als Hauptbeschwerden angegeben.
– Blähdominante Form: Blähungen und Gasbildung stehen im Vordergrund.
Ursachen
Es können körperliche Ursachen die für RDS verantwortlich sein. So zählen Darmbakterienflorastörungen, inklusive das Bakterium Helicobacter pylori zu den haeufigsten Ursachen. Verlangsamter oder beschleunigter Transport der Nahrung stammt meist vom Mangel an sportlicher Bewegung. Falsche Essgewohnheiten, also falsche Auswahl und Zubereitung der Speisen: zu viel tierische Eiweisse, Milchprodukte, Eier, zu fettige oder zu scharfe Nahrung mit natürlichen oder künstlich hergestellten Nahrungsbestandteilen (z.B. Milchzucker, Fruchtzucker, Sorbitol), Alkohol Koffein und auch Zusatzstoffen, Chemikalien. Milchzuckerunverträglichkeit (Laktose-Intoleranz), Fruktose (Fruchtzucker) Unverträglichkeit und Glutenallergie sind die häufigsten richtigen Allergien, die ein Arzt schnell einfach testen und diagnostizieren kann. RDS ist haeufig Folge einer infektiösen Magen-Darm-Erkrankung.
Es sind auch psychische Ursachen die für RDS verantwortlich. Krisensituationen, intensive Gefühle von Ärger oder Angst, Depressionen, Konflikte in Beruf oder Familie. Betroffene schildern: „Freue ich mich auf etwas, dann bekomme ich Durchfall, habe ich Angst vor etwas oder bin ich aufgeregt, genau das selbe“. Dies erklärt sich damit, dass seelische Anspannung, Aufregung, Unruhe oder starke Ängste zu einer gesteigerten Sensibilität des Darms und damit zu Störungen der Darmtätigkeit führen, da der Darm vom vegetativen Nervensystem beeinflusst wird.
Entzündungen, Bakterienflorastörungen
Befunde aus den letzten Jahren deuten darauf hin, dass entzündliche Prozesse, die ihrerseits vor allem durch Bakterien verursacht sind, an der Pathogenese des Reizdarmsyndroms beteiligt sein könnten. In den vergangenen 5 Jahren ist die Zahl der klinischen Studien, die sich mit dem Einfluss von Probiotika auf Symptome und Beschwerden bei Patienten mit einem Reizdarmsyndrom befassen, dramatisch angestiegen. Am besten sollte die Zusammensetzung der Darmflora mit spezielle Stuhluntersuchung abgestimmt werden, und die Probiotika nach dem Problem gezielt geben. Manchmal sind solche Bakterien im Darm zuviel die auf dem tierische Eiweiss wachsen und die Bakterien die auf dem pflanzliche Basis wachsen zu wenig, und manchmal umgekehrt. In unserem Darm leben mehr als 700 verschiedene Bakterien, Pilze und auch Vieren. Die falsche Bakterien können Schmerz und Verdauungsproblemen verursachen und grössere Mengen Gas bilden. Die therapeutische Bakterien für RDS werden so ausgewaehlt, wie wir die richtige Medikamente – gezielt.
Kosten
Der Reizdarm gehört zu den häufigst vorkommenden gastrointestinalen Funktionsstörungen, die obwohl sie nicht lebensbedrohlich sind, doch die Lebensqualität eines Patienten erheblich beeinträchtigen können. Im Gesundheitswesen und in der Gesellschaft im Allgemeinen stell dies eine erhebliche wirtschaftliche Belastung dar. Schätzungen zufolge führt das Reizdarmsyndrom in den USA jedes Jahr zu 2,4 bis 3,5 Mio. Arztkonsultationen und zur Ausstellung von 2,2 Mio. Rezepten. Nur ein kleiner Anteil der vom RDS Betroffenen suchen aufgrund ihres Leidens eine Ärzten auf. Dies bedeutet, dass im Gesundheitswesen die Kosten ständig ansteigen, die diesem Krankheitsbild zugeschrieben werden können. Die der Gesellschaft entstehenden indirekten Kosten aufgrund von Arbeitsausfall, müssen jedoch bei der Berechnung der Gesamtkosten der Erkrankung auch Berücksichtigung finden, und diese Kosten sind nicht gering. Es wird berichtet, dass an Reizdarm leidende PatientInnen 3-4 mal häufiger wegen Krankheit/Arbeitsunfähigkeit der Arbeit fernbleiben, als andere Berufstätige.
Die chronische Obstipation ist ebenso wie der Reizdarm, eine funktionelle Darmkrankheiten und sehr stark in unserer Bevölkerung verbreitet. Die Prävalenz liegt bei 20%. Auch hier sind wieder mehr Frauen als Männer davon betroffen, wobei man die Ursache dafür noch nicht gefunden hat. Diese Erkrankung steigt mit zunehmendem Alter und beginnt bei Männern häufig um das 60. Lebensjahr.
Terapie
Ein funkzionelle Darmbeschwerden kann ausser Probiotika mit verschiedenen komplementermedizinischen Möglichkeiten therapiert werden. Eine der wichtigste ist Kolonhydrotherapie, womit die Verschlackungen von der Darmwand abgelöst und ausgespühlt werden. Kräutertees, Entschlackungskuren, chinesische Medizin, Neuraltherapie, ayurvedische Medizin, Entspannungstherapie sind einige der Methoden womit wir helfen können. In den meisten Faellen kann mit diesen Methoden einiges verbessert werden, langfristig jedoch können ohne Unstellung des Lebensstils des Patienten keine Erfolge erreichen werden. Weil die chronische funktionellen Darmprobleme sich oft zur richtigen Darmentzündungen (Colitis, oder Chron), oder später sogar zu Tumoren führen können ist eine Behandlung dieser Probleme unbedingt erforderlich.